Jura auf TikTok? Wer hätte gedacht, dass scheinbar trockene Rechtsfragen einmal zu viralen Hits werden? Doch genau das ist passiert, und einer der Vorreiter dieser Bewegung ist Tim Hendrik Walter, besser bekannt als „Herr Anwalt“. Lasst uns einen Blick darauf werfen, wie Herr Anwalt auf TikTok tatsächlich Jurawissen zum gehypten Social-Media-Phänomen gemacht hat.
Die Plattform TikTok hat sich längst von reinen Tanz-Challenges und Lip-Sync-Videos weiterentwickelt. Immer mehr Creator entdecken die App als Kanal für Bildungsinhalte – von Mathe-Nachhilfe über Geschichtsunterricht bis hin zu komplexen wissenschaftlichen Themen.
Dass dabei ausgerechnet juristische Inhalte zu einem der überraschendsten Erfolgsformate werden würden, hätte zu Beginn wohl niemand gedacht. Doch genau das gelang einem Anwalt aus Nordrhein-Westfalen…
Inhaltsverzeichnis
Herr Anwalt auf TikTok – vom Fachanwalt zum TikTok-Star
Ende November 2019 lud Tim Hendrik Walter, ein 35-jähriger Fachanwalt für Familienrecht aus Unna, sein erstes Video auf TikTok hoch. Was als Experiment begann, entwickelte sich rasch zu einem viralen Erfolg. Heute, nur wenige Jahre später, hat „Herr Anwalt“über 466.000 Follower und seine Videos wurden mehr als 43 Millionen Mal aufgerufen.
Walter erkannte das Potenzial der Plattform und begann, täglich zwei bis drei Videos zu veröffentlichen. Sein Erfolgsrezept? Kurze, prägnante Clips von maximal 60 Sekunden, in denen er juristische Fragen beantwortet, die besonders Jugendliche interessieren.
Schülerprobleme und Alltagsfragen
Die Themen, die „Herr Anwalt“behandelt, reichen von Schulalltag bis hin zu alltäglichen Rechtsfragen. „Bus zu spät! Darf Lehrer mich bestrafen?!“oder „Wie viele Arbeiten pro Woche sind erlaubt?!“
Da sind nur einige Beispiele für Videos, die hunderttausende Views generieren. Aber auch Fragen wie „„Ab wann darf man bei Amazon einkaufen?!“finden großen Anklang bei der jungen Zielgruppe.
Reisetrends auf TikTok – so inspiriert die Plattform bei der Planung
Besonders erfolgreiche Herr Anwalt-Beiträge
Hier sind einige Beispiele für seine viralen Beiträge:
Alltägliche Rechtsfragen
Ein besonders beliebtes Video behandelt die Frage, ob man während des Unterrichts auf die Toilette gehen darf. Herr Anwalt erklärt darin, dass dies grundsätzlich erlaubt sein sollte, da ein Verbot sogar als eine Art Folter interpretiert werden könnte.
Rechte von Jugendlichen
In einem Video mit über 62.000 Likes erläutert er die Rechte und Pflichten, die man ab 10 Jahren hat. Solche Inhalte, die speziell auf junge Menschen zugeschnitten sind, finden großen Anklang.
Aktuelle Themen
Herr Anwalt greift auch tagesaktuelle Themen auf. Ein Video über den möglichen TikTok-Bann in den USA erreichte über 226.000 Likes.
Humorvolle Darstellungen
Ein besonders viraler Beitrag zeigt eine humorvolle Interaktion zwischen einem Anzeigenhauptmeister und einem Anwalt zum Thema Falschparker. Dieses Video erhielt über 532.000 Likes.
Persönliche Sicherheit
Ein Video über die Bedeutung und Anwendung von Safewords zur Vermeidung von Betrug wurde über 853.000 Mal geliked.
Soziale Dilemmata
In einem Beitrag mit 770.000 Likes stellt er die moralische Frage, ob man einen Dieb aufhalten sollte. Solche ethischen Fragestellungen regen oft zu Diskussionen in den Kommentaren an.
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Herr Anwalt auf TikTok – mehr als nur ein Trend
Der Erfolg von „Herr Anwalt“ist kein Einzelfall. Immer mehr juristische Fachleute entdecken Social Media als Plattform, um Rechtswissen zu vermitteln. Dabei geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch um echten Lerninhalt. Viele Nutzer kommentieren, dass ihnen komplexe Themen wie die Prokura in den kurzen Videos besser vermittelt wurden als in mancher Vorlesung.
Chancen und Herausforderungen
Doch der Trend bringt auch Herausforderungen mit sich. Die Kürze der Videos macht es schwierig, Themen in ihrer vollen Tiefe zu behandeln. Experten raten daher, Social-Media-Content als Ergänzung zum klassischen Lernen zu sehen, nicht als Ersatz. Zudem stellt sich die Frage nach der Qualität und Seriosität der Inhalte. Nutzerinnen und Nutzer sollten kritisch prüfen, wer hinter den Accounts steht und ob Quellen angegeben werden.
Jura als Unterhaltung?
Für Tim Hendrik Walter steht der Spaß an der Sache im Vordergrund. „Jura ist mein Hobby“, sagt er. Obwohl er durch seine Online-Präsenz auch neue Mandanten gewinnt, war dies nie seine primäre Motivation. Vielmehr geht es ihm darum, juristische Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Rechtswissen und Social Media der Zukunft
Der Trend zu juristischen Inhalten in sozialen Medien markiert einen bemerkenswerten Wandel in der Kommunikation von Rechtswissen. Was mit einzelnen Pionieren wie „Herr Anwalt“ begann, entwickelt sich zunehmend zu einem breiteren Phänomen, das auch institutionelle Akteure erfasst.
Auf einer Tagung der Oberlandesgerichtspräsidenten wurde intensiv darüber beraten, wie die deutsche Justiz ihre Präsenz in sozialen Medien ausbauen kann.
Es geht nicht nur um Reichweite
Diese Entwicklung zeigt: Die traditionell eher zurückhaltende Justiz erkennt die Notwendigkeit, dort präsent zu sein, wo sich die Menschen heute informieren. Dabei geht es um mehr als nur darum, Reichweite zu generieren. Die sozialen Medien bieten die Chance, komplexe Rechtsfragen verständlich aufzubereiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sie können helfen, die oft beklagte Kluft zwischen Justiz und Bürgern zu überbrücken. Erste Gerichte experimentieren bereits mit eigenen Social-Media-Kanälen, auf denen sie Einblicke in ihre Arbeit geben und wichtige Entscheidungen erklären.
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Herr Anwalt auf TikTok im Fazit
Was als Experiment begann, hat sich zu einem ernstzunehmenden Phänomen entwickelt. Jura-Content auf TikTok und Co. ist mehr als nur ein kurzlebiger Trend. Er macht komplexe Themen zugänglich, weckt Interesse für Rechtsfragen und zeigt, dass auch vermeintlich trockene Themen unterhaltsam sein können.
Ob „Herr Anwalt“oder andere Jura-Influencer – sie alle tragen dazu bei, dass Rechtswissen nicht länger nur in Hörsälen und Kanzleien, sondern auch in den Feeds von Millionen junger Menschen zu finden ist. Und wer weiß? Vielleicht inspirieren sie so die nächste Generation von Juristinnen und Juristen.